Die Ferien sind vorbei. „Arbeit, ich komme“, möchte man rufen. Aber da waren sie wieder, unsere Probleme, vor allem das eine: Wie bringe ich alles unter einen Hut? Vereinbarkeit von Arbeit und Familie, so ist das gesellschaftliche Wort dafür, bloß im Ernstfall kann eigentlich nur die fitte Großmutter helfen, die gleich um die Ecke bereit steht. In den meisten Fällen klappt das leider nicht. Meist wohnt die Oma zu weit weg, oder da sie ja selbst fit ist und sich gerade in der Stiftung Lesen engagiert oder einen Verein zur Rettung der grünen Hinterhöfe gründet, ist sie wahrscheinlich verhindert. Seufz. Gibt es noch andere Retter und Zeitfinder für berufstätige Familie und die akuten Rückenschmerzen dabei? Hier habe ich Euch ein paar Tipps dazu zusammengestellt, auch welche mit einem Augenzwinkern.
In Berlin gibt es immer mehr Coworking Spaces, also Räume, wo Arbeitsplätze und Infrastruktur geteilt und nach Bedarf gebucht werden können. Unser Liebling darunter ist das Work´n´Kid, das 2019 durch Anne Rübsam-Rivierre gegründet wurde, denn es steht für eine Work-Child-Balance. In den feinen und perfekt ausgestatteten Räumen könnt Ihr richtig gut arbeiten und gleichzeitig Eure Kinder betreuen lassen. Wir sind begeistert.
Schaut einfach mal vorbei: www.worknkid.de
Jetzt mal ein echtes Augenzwinkern von mir. Wusstet Ihr, dass in unserem Bürgerlichen Gesetzbuch im § 1619 die Arbeit von Kindern in der eigenen Familie geregelt ist? Es heißt dort: „Das Kind ist, solange es dem elterlichen Hausstand angehört und von den Eltern erzogen oder unterhalten wird, verpflichtet, in einer seinen Kräften und seiner Lebensstellung entsprechenden Weise den Eltern in ihrem Hauswesen und Geschäft Dienste zu leisten." Dienste zu leisten? Da weiß man gleich, dass das Gesetz schon älter ist. (Die Rechte der Kinder sind im Übrigen immer noch nicht im Grundgesetzt verankert. Stand 7.8.2021) Da ich selbst keine Juristin bin, habe ich mir die Auslegung der Arbeit von Kindern im Internet zu eigen gemacht. Das Gesetz will sagen, dass Kinder, besonders die Jugendlichen mithelfen sollen. Das können natürlich auch die Kleinen. Eine altersgerechte Einbeziehung findet sich schnell. Wenn dann noch Spiel und Spaß mit dabei ist, umso besser. Zum Beispiel: nach dem Abendbrot einfach drei Runden UNO spielen. Der Verlierer muss den Tisch abräumen. Das gefällt Euch nicht? Meist macht man es dann sowieso zusammen.
Immer mehr Väter wollen heute für ihre Kinder da sein und das von Anfang. Ein Ort, der Väter sich schon lange für die Rechte (nicht nur) alleinerziehender Väter einsetzt und an dem auch Mütter willkommen sind, ist das Väterzentrum Berlin. Aktuell unterstützt das Zentrum die bundesweite Petition für eine bezahlte Vaterschaftsfreistellung nach der Geburt. Bereits 2019 wurde ein EU-weiter Mindeststandard für die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben für Eltern und pflegende Angehörige festgeschrieben. In dieser Richtlinie ist auch die „Vaterschaftsfreistellung von zwei Wochen nach der Geburt mit Lohnersatz in Höhe des Krankengeldes“ verankert, so heißt es auf den Petitionsseiten. In Deutschland findet diese Regelung bisher keine Anwendung. Oft stimmen Arbeitsgeber einem Tag Urlaub zu. Das ist dann Sonderurlaub. Bisher gibt es nicht einen gesetzlichen Vaterschaftsurlaubstag für den Tag der Geburt. Dabei wäre das für die Bindung und das junge Elternglück so wichtig.
Alle Informationen zum Vaterschaftsurlaub aber auch zu dem in jeder Richtung aktiven Väter Zentrum findet Ihr hier: www.vaeterzentrum-berlin.de
Wir alle können entspannt arbeiten, wenn wir wissen, dass es unseren Kindern gut geht, wenn sie gesund sind und bestens versorgt. Jede Sorge um sie haut uns aus der Arbeit raus. Der Arbeitskreis Neue Erziehung e.V., kurz ANE, kümmert sich genau darum und unterstützt Eltern seit Jahren in allen Belangen rund ums Kind mit ihren Elternbriefen. Was viele nicht wissen, diese gibt es nicht nur zur Geburt, sondern bis hin zu Fragen des Schulbeginns der Kinder. Insgesamt 46 Elternbriefe gibt es aktuell. Sie können einzeln oder im Abo erworben werden.
Alles dazu findet Ihr hier: www.ane.de/bestellservice/elternbrief-abo
Physiotherapeuten sind sich einig, es ist ungesund, zu lange zu sitzen. Der Grund dafür, die vorderen Muskeln werden dabei verkürzt und die hinteren quasi ausgeleiert. Außerdem wird die Zirkulation von Blut- und Stoffwechsel beeinträchtigt, weil die Gefäße und Bahnen dabei abgeknickt werden. Aber noch ungesünder ist es, dass wir in fast allen Lebenslagen in dieser einer Haltung verharren. Der Physiotherapeut Alexandros Swoch hat in einem seiner Vorträge seine Zuhörer, also auch mich, aufgefordert, sich mal selbst einen Tag lang von der Seite anzuschauen. Das Ergebnis ist niederschmettern. Wir sitzen bei der Arbeit, bei der Fahrt zur Arbeit, bei der Fahrt nach Hause und hin zum Supermarkt. Wir schauen immer länger Fernsehen, weil das Seriengucken uns im wahrsten Sinne fesselt. Dann kommen noch die Zeiten an Spielkonsolen und Handys hinzu. Selbst in der Nacht fallen die meisten von uns quasi in Stuhlhaltung zur Seite, denn auch dort sieht die beliebteste Schlafstellung, die des Seitenschläfer, so aus, als ob gesessen wird. Das Ergebnis ist oft ein Gefühl von ständiger Müdigkeit und die Ursache dafür ist nicht die zu viele Arbeit, sondern die fehlende Bewegung. Was tun? Ach kommen Sie, Sie wissen es doch. Raus aus der Komfortzone und rein in die Bewegung. Freuen Sie sich über jeden Gang, den Sie machen dürfen und noch können. Der Parkplatz ist zu weit weg? Super! Lassen Sie das Auto stehen. Bringen Sie Ihre Kinder zu Fuß zur Schule. Stellen Sie die Akten in ein anderes Zimmer. Fahren Sie am Wochenende mit der S-Bahn ins Grüne. Machen Sie Outdoor-Sport. Strecken Sie sich immer wieder und staunen Sie, was Ihr Körper alles kann. Schaffen Sie sich einen höhenverstellbaren Schreibtisch an. Er kann für jede Situation eingestellt werden. Ihre Kinder werden begeistert sein.
Die Joker in der Kinderbetreuung sind die Babysitter. Natürlich kann er Euch Euren Job nicht abnehmen, aber er sorgt dafür, dass Ihr ihn in Ruhe machen könnt, ganz egal, ob Ihr zu Hause arbeitet oder in einem Büro. Wichtig dabei: bereits im Vorfeld abzusprechen, wie die Abläufe sein sollen, ganz besonders, wenn alle zusammen in einem Raum sind. Wer füttert dann, wer windelt? Außerdem müsst Ihr als Eltern verstehen, dass es Momente gibt, an denen Euch Euer Kind trotz Babysitter braucht, also die Arbeit für einen kurzen Moment ruhen muss. Nach kurzer Zeit ist die Balance in dieser Dreiecks-Geschichte da. Und bitte werdet auch nicht eifersüchtig, wenn Euer Kind beim Babysitter auf dem Arm glücklich ist oder besser isst. Das hat nichts mit mehr Liebe zu tun, sondern einfach nur damit, dass Ihr alles richtig gemacht habt.
Falls Ihr es geschafft habt, Euch Eure Arbeitszeit freizuschaufeln, super gemacht. Eure Kinder sind stolz auf Euch! In ihren Augen rettet Ihr die Welt. Ihr löscht Brände, baut Brücken, pflanzt Blumen… alles, was Kinder später auch machen wollen, denn auch sie wollen einmal Helden werden. Deshalb vergesst bitte nie, mit ihnen zu reden. Kommt nach Hause, schaut nicht ins Handy, sondern in die Augen Eurer Kinder und fragt sie. Wie war denn dein Tag? Was hast du erlebt? Zeig mal deine letzte Zeichnung? Wie heißt dein Freund? Warst du mutig? Was war dein größtes Abenteuer? Und dann erzählt Ihr von Euren.
Ganz in diesem Sinne wünsche ich Euch immer die richtigen Abenteuer zur richtigen Zeit, ab und zu die Oma im Haus, viel Bewegung, vor allem mit Euren Kindern,
von ganzem Herzen,
Eure Barbara Sommerer
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